Die Wirkung von langsamer Atmung bei einer mittelschweren COVID-19-Pneumonie

 

Das Coronavirus und die damit zusammenhängende Erkrankung namens SARS-CoV-2 beschäftigt nach wie vor Politik, Medien und Gesundheitswesen. Bei der Suche nach kostengünstigen Therapiemöglichkeiten, die breit zugänglich sind und global verbreitet werden könnten, haben sich Forscher der Universitätsklinik Ulm mit langsamer, geführter Atmung beschäftigt. Denn man weiß schon sehr lange um den Zusammenhang zwischen Entzündungen und der Aktivität des Nervus Vagus, die durch gezielte Atemtechniken verbessert werden kann.

„Ein charakteristisches Problem bei der Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) ist die übermäßige Erhöhung von entzündungsfördernden Zytokinen wie Interleukin-6 (IL-6) und C-reaktivem Protein (CRP), die mit einem schlechteren klinischen Verlauf einhergehen. (…) Neben Medikamenten gibt es eine klinisch relevante, nicht-pharmazeutische Möglichkeit, die Entzündung durch Vagusnervstimulation (VNS) zu reduzieren. Letztere ist über den cholinergen, entzündungshemmenden Reflex an der Regulierung der Immunantwort beteiligt.“

Die Studie

46 Patienten zwischen 23 und 83 Jahren (57 Jahre ± 13 Jahre) mit einer bestätigten Infektion mit SARS-CoV-2 und einer mittelschweren COVID-19-Pneumonie (Hauptdiagnose) wurden per Zufallsverfahren in eine Interventions- und eine Kontrollgruppe eingeteilt. Die Patienten in der Interventionsgruppe wurden gebeten, dreimal täglich eine 20-minütige Atemübung zu machen, mit 6 Atemzügen pro Minute und einem Verhältnis von Einatmung zu Ausatmung von 4:6 Sekunden. [Die verlängerte Ausatmung gegenüber der „klassischen Kohärenzatmung“, bei der genauso lange ein- wie ausgeatmet wird, aktiviert vermehrt den Vagus-Nerv]. Die Kontrollgruppe erhielt eine Standardbehandlung.

Obwohl bei den Ausgangsvariablen keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe festgestellt wurden, waren klinisch relevante Unterschiede erkennbar. Die Patienten in der Interventionsgruppe waren älter (M=58,8 ± 13,2 vs. M=54,3 ± 13,4), hatten mehr relevante Komorbiditäten (N= 18, 78% vs. N=12, 52%) und eine höhere Anzahl von COVID-19- und Pneumonie-assoziierten Medikamenten während des Krankenhausaufenthalts (M=2,8 ± 1,0 vs. M=2,3 ± 1,3).

Ergebnis

Die statistische Analyse der Messergebnisse zeigt einen signifikant niedrigeren Verlauf von IL-6 in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe. Und das und ohne relevante Nebenwirkungen. Eine explorative Analyse, bei der der Medianwert der Übungszeit zur Vorhersage des IL-6-Wertes am nächsten Morgen herangezogen wurde, ergab eine Dosis-Wirkungs-Beziehung mit positiven Auswirkungen einer Übungszeit von mehr als 45 Minuten pro Tag. Auf Deutsch: viel hilft viel. Die genauen Ergebnisse können im Artikel nachgelesen werden (s. unten).

 

Quellen:

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